Dienstag, 12. August 2014

Wallis 2014 - Wisshornweg bei Zermatt: großartige Wanderroute ohne schweizer Präzision von Beschreibungen

Matterhorn, 4.478 m
Gegen Morgen ist die Regenfront abgezogen. Sie hat viele Wolken zurückgelassen, die bis zur Talsohle reichen und sich erst ab mittags auflösen. Die Wetteraussicht ist für heute positiv. Erfahrungsgemäß können wir der kurzfristigen Prognose vertrauen. Trotz dichter Wolken starten wir zu einer Wanderung auf dem Wisshornweg, der zu den wenigen Wanderwegen auf der nord-westlichen Bergflanke des Tals zählt. Hier gibt es keine Skigebiete mit Pisten, Bergbahnen, Gourmethütten etc. und daher viel Natur mit wenig Publikum. Wunderbar! Das ist unser Weg.
Das Zermatter Wanderportal beschreibt 10 km Länge, 1050 m Höhendifferenz und 4:40 Std. Gehzeit. Kein Spaziergang, sondern eine stramme Wanderung, für die wir ca. 4 Std. Gehzeit kalkulieren. Auf der Strecke erweist sich 'schweizer Präzision' als Marketing-Geplapper. Tatsächlich fällt die Route fast 50 % länger aus als angegeben und schenkt uns mehr als 200 zusätzliche Höhenmeter. Entsprechend sind wir deutlich länger unterwegs (5:20 Std. Gehzeit, 6:10 Std. Gesamtzeit), aber am Ende des Tages trotzdem sehr zufrieden mit dieser Wanderung. Wir haben eine der schönsten alpinen Wanderung der letzten Jahre unternommen, ohne dass wir uns überfordert fühlten. Diashow der Fotoserie 


Pfad zum Berggasthaus Trift

Der Wanderweg beginnt unmittelbar an unserer Unterkunft in Zermatt und ist bis zum Bergasthaus Trift (2.337 m) als Botanischer Lehrpfad konzipiert. Als lernbegeisterte Menschen freuen wir uns auf diese Inspiration. Flachhochmoore mit farbenprächtiger Flora sind angekündigt, aber bis zum Ziel des Lehrpfades ist die Landschaft in milchige Suppe feuchter Wolken getaucht.
Nach 35 Minuten Aufstieg auf steilem Weg in der engen Triftschlucht erreichen wir die Pension Edelweiß auf einem Aussichtsbalkon in 1.961 m Höhe. Dichte Wolken sagen die Aussicht ab. Wir gehen ohne Pause weiter.
Die Schlucht öffnet sich. Der Wanderweg wechselt zwischen steilen Felsstufen und flachen Felsbändern, die an Brenta-Routen erinnern. Der Rhythmus gefällt uns. Laut Beschreibung durchqueren wir auf diesem Abschnitt Flachhochmoore mit üppiger Blütenpracht. Dichte Wolken verhindern Sichten auf Blütenpracht.


Berggasthaus Trift, 2.337 m
Mit zunehmender Höhe werden die Wolken dünner und beginnen kurz vor unserem nächsten Zwischenziel aufzureißen. Nach 1:30 Std. erreichen wir das Bergasthaus Trift (2.337 m) im sonnigen Licht. Lt. Beschreibung dauert der Aufstieg ca. 2:10 Std. Offensichtlich sind wir gut unterwegs. Wir gönnen uns eine zehnminütige Pause.
Bei der Hütte teilt sich der Weg. Nach links verzweigt der Edelweißweg. Wir gehen nach rechts in Richtung Wisshornweg. Nach einem kurzen Anstieg verzweigt der Weg erneut. Nach rechts führt ein Weg leicht ansteigend unterhalb der Wisshornwand in Richtung Zermatt, während der Wisshornweg vorerst gemeinsam mit dem Weg zur Rothornhütte stärker ansteigend in Richtung Mettelhorn und Platthorn weist. Wir bleiben auf dem Wisshornweg.





Wisshornweg, Äschhorn, Mettelhorn
In der nächsten Stunde steigen wir bis zur Abzweigung des Rothornwegs in 2.735 m Höhe weitere 300 m auf. Unser Pfad verläuft vorerst auf gleichmäßiger Höhe unterhalb des Wisshorns. Nach einigen Minuten treffen wir auf eine weitere Gabelung. Der Wisshornweg zweigt zum Wisshorn ansteigend nach links ab, während unser Höhenweg in Richtung Zermatt führt. Diese mit der Beschreibung nicht übereinstimmende Wegführung des Wisshornweg irritiert uns als ortsunkundige Wanderer. Wir haben nicht vor, das Weißhorn (4.505 m) zu besteigen und verlassen den Wisshornweg in Richtung Zermatt.(1)







Matterhorn (4.478 m) und Klein Matterhorn (3.883 m)
Mit zunehmender Höhe treten wir aus der Wolkenschicht heraus. Die Gipfelspitzen von Matterhorn und Klein Matterhorn sind wolkenfrei. Aber auch die am Morgen noch kompakte Wolkendecke reißt immer mehr auf. Das Matterhorn wird zunehmend wolkenfreier und nach Süden öffnen sich großartige Panoramen. Wir blicken auf die Kette der Mischabelgipfel, Monte Rosa, Liskamm, Castor und Pollux, Breithorn, Theodulgletscher, Testa Grigia, Klein Matterhorn etc. sowie eine Etage tiefer auf Höhen, in denen wir uns selbst in den letzten Tagen bewegt haben.(2)
Trotz aller Irritationen über Wegbeschreibungen genießen wir heute wieder 'wanderglueck'!






Nadelgrat, Dom (4.545 m), Täschhorn (4.491), Alphubel (4.206 m)




Monte Rosa, Liskamm (4.527 m), Castor (4.223 m) und Pollux (4.092 m), Breithorn (4.164 m)


Breithorn (4.164 m), Klein Matterhorn (3.993 m), Theodulgletscher, Testa Grigia (3.479 m), Theodulhorn (3.469 m)


Anmerkungen


(1) In dem auf der Seite des Wisshornweg verlinkten PDF-Dokument der Tourkarte ist eine Wegvariante zu erkennen, die über ca. 2.830 m Höhe führt und von der ein Pfad zum Gipfel des Wisshorns (2.936 m) abzweigt. Der ausgeschilderte Wisshornweg bezieht sich vermutlich auf diese Variante mit Gipfelanstieg.
Wer sich in dem überall ausliegenden Heftchen 'Bergerlebnis Zermatt - Täsch - Randa' informiert, findet auch hier unter Nr. 32 (mit Nr. 32 ist auch der Wisshorn-Wanderweg ausgeschildert) den Wisshornweg und erlebt eine weitere Überraschung. Laut dieser Bechreibung hat der Weg eine Länge von 12,9 km mit 1.227 m Höhenunterschied und erfordert eine durchschnittliche Gehzeit von 6:50 Std. bzw. 7 Std.
Beide Beschreibungen stimmen nicht mit dem markierten Wisshornweg Nr. 32 überein. Unsere  eigene Aufzeichnung per GPS weist eine Streckenlänge von 14,7 km aus bei einem Höhenunterschied von 1.223 m.
Lobend ist anzumerken, dass die Wegmarkierung im Raum Zermatt exzellent ist!

(2) Ein Post vom 10.08.2014 beschreibt eine Wanderung über die Alpe Blauherd unterhalb des Oberrothorns: Zermatter Rundwanderung über Findeln, Blauherd, Tuftern, Europaweg
Ein Post vom 6.08.2014 beschreibt einen Ausflug zum Gornergrat mit einer kurzen Wanderung am Hohtälligrat: Traumwetter am Gornergrat oberhalb von Zermatt

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